Denkanstöße zwischen Badromantik und Darmflora

2022-11-15 16:03:39 By : Ms. Agnes Zhang

Ingrid Kühne in der Stadthalle

Unter dem Motto „Von Liebe allein wird auch keiner satt!“ ging es im Programm von Ingrid Kühne ums Essen und um die Liebe. Fast 200 Besucherinnen und Besucher unterhielt die Künstlerin in der Stadthalle Ahlen.

„Fast volle Hütte“, freute sich Ingrid Kühne über die fast 200 Besucher in der Stadthalle. „Das ist gerade in dieser Zeit nicht selbstverständlich.“ Man müsse einfach mal wieder zum normalen Leben zurückkehren und gerade in der dunklen Jahreszeit sehr viel lachen.

„Ein Kind lacht 400 mal am Tag, ein Erwachsener nur 15 mal, das ist eindeutig zu wenig“, betonte Ingrid Kühne und gab zum Auftakt die Marschrichtung vor: Unter dem Motto „Von Liebe allein wird auch keiner satt!“ ging es ums Essen und um die Liebe. „Das sind auch die zentralen Themen in meinem Leben, genau in dieser Reihenfolge“, gestand Kühne, die stolz darauf hinwies, seit ihrem letzten Auftritt vor Publikum zwei Kilogramm abgenommen zu haben, was ihr Ehemann Ralf nur mit den Worten quittierte: „Wenn du zwei Kilo abnimmst, ist das, als wenn ein 40-Tonner die Zierleiste verliert.“ Egal: Schon Oma wusste, dass die „gute Butter“ jedes Gericht noch viel leckerer Macht, und sich „abwechslungsreich“ zu ernähren, ist gar nicht so schwer, weil Milka ja 20 verschiedene Sorten hat.

„Der größte Schatz für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann“, wusste Ingrid Kühne, die ausführlich vom letzten Besuch im Küchenstudio mit allzu modernen Herden und Schranksystemen zu berichten wusste. Auch wenn es kein Gewürzregal mehr gibt, dynamische Schubladen, die ohne Rums schließen, braucht Ingrid sowieso nicht. Ihren Frust müsse man schließlich auch hören können.

Nach der Pause war zunächst die Darmspiegelung das bestimmende Thema. Zwar hatte ihr Mann Ralf davor gewarnt, derart unter die Gürtellinie zu gehen, aber es hob erkennbar die Stimmung im Saal. Sich mal auf „die inneren Werte“ zu besinnen, sei gar nicht so schlimm, wenn man nur vorher nicht „diese eklige Pampe saufen“ müsste. Mit entsprechenden Nebenwirkungen: „Ein Bekannter meckerte, dass er davon die ganze Nacht Durchfall hatte“, sagte Ingrid Kühne und stellte fest, dass die menschliche Blödheit keine Grenzen kennt.

Wer nach den ersten drei Vierteln des Abends das Gefühl hatte, dass Ingrid Kühne diesmal viel zu wenig von zu Hause erzählt, kam beim großen Debüt auf seine Kosten: Wenn sie ihrem Ralf das Knie oder den Rücken mit Salbe einreiben muss, ihr Mutterherz blutet, weil Sohn Sven weggezogen ist (wenn auch nur in die nähere Nachbarschaft), oder wenn sie einmal jährlich beim Amt einen Nachweis erbringen muss, dass ihre betagte Mutter noch lebt, damit sie die ihr zustehende Mini-Witwenrente aus der Schweiz überwiesen, bekommt.

Mit einer kurzen Lesung aus ihrem neuen Buch gab Ingrid Kühne in der Zugabe zum Besten, was ihr bei Auftritten „vor, auf und hinter der Bühne“ schon alles widerfahren ist. So etwa zeitintensive Fotoaufnahmen mit ihren Fans, für die das eigene Handy ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Natürlich nahm sich Kühne hinterher im Foyer der Stadthalle Zeit für Autogramme und Selfies, nutzte den Kontakt mit dem Publikum aber auch zum Sammeln von Spenden: „Ich möchte eine Stiftung gründen, die unbürokratisch ein bisschen helfen kann“, erklärte Kühne und nannte als Beispiel den Hinweis einer befreundeten Lehrerin, dass einzelne Kinder mit einer Plastiktüte statt mit einem Tornister in die Schule kommen, weil sich die Eltern nichts anders leisten können oder wollen. So war es ein humorvoller Abend mit Denkanstößen zwischen Darmflora und persönlicher Hallenbadromantik.