Bei Weilinghoff zu Hause

2022-11-15 15:55:52 By : Ms. Mia Hou

So wohnt der Bürgermeister

Heek, Krim Nr. 2. Ein unscheinbares Haus im klassisch münsterländischen Stil. Hier wohnt Heeks erster Bürger. Wie die Straße zu ihrem Namen kam, weiß Franz-Josef Weilinghoff nicht. Aber er weiß, dass das Haus sofort einen Reiz auf ihn ausgeübt hat.

Heek, Krim Nr. 2. Ein unscheinbares Haus im klassisch münsterländischen Stil – roter Klinker, die Fenstergewände in Sandstein-Optik. Hier also wohnt Heeks Erster Bürger. Wie die Straße zum Namen der Halbinsel im Schwarzen Meer kam, weiß Franz-Josef Weilinghoff nicht.

Auch nicht, wie alt das Gebäude ist, das er seit 2014 bewohnt: „Vielleicht stammt es aus der Zeit der Jahrhundertwende, war früher ein Ackerbürgerhaus mit Schweinestall und Nebengebäuden.“ Auf jeden Fall hat das Haus sofort einen Reiz auf ihn ausgeübt. Schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister hatte er zusammen mit Lebensgefährtin Vera Sandmann eine gemeinsame Wohnung in Gronau. Auch in einem Altbau. „Ein altes Gemäuer, das hat einfach Charme, Charakter“, sagt er.

Dass er als Bürgermeister in seine Gemeinde zieht, stand für ihn sofort fest, die erwartete Flut von Wohnungs-Offerten blieb allerdings aus. Zumindest war nicht das Passende darunter. Das ergab sich erst durch einen Bekannten, der das Haus eigentlich für sich und seine Familie renoviert hatte und mit einem Handwerksbetrieb im Hintergrund auch die optimalen Möglichkeiten dazu hatte.

Heeks Bürgermeister gefällt, was der Vermieter aus der alten Bausubstanz gemacht hat. „Nicht kaputt saniert, sondern trotz Modernisierung das Alte sichtbar bleiben lassen.“

Bereits im Flur weiß der Besucher, was er damit meint: Die italienischen Fliesen auf dem Boden wirken fast wie welche aus der Region, die Wände sind verputzt, an manchen Stellen wurde das rote Mauerwerk frei gelassen. Die alten, massiven und weiß gestrichenen Türen sind dazu Kontrast und Ergänzung gleichermaßen.

Ein Stil, den der Bewohner auch bei der ebenso sparsamen Möblierung aufgreift. Über der alten Kommode („Die habe ich selbst aufwendig restauriert.“) hängt moderne Kunst. Ein Bild des münster’schen Designers und Malers Dieter Sieger. Genauso bunt und fast auch wie Kunst wirkt die Garderobe an der Wand. Das im Flur geparkte Rennrad gehört nicht zum Inventar, ist aber der deutliche Hinweis auf die sportlichen Ambitionen seines Besitzers.

Vom Flur aus geht es geradeaus in die Wohnküche, die den Stil des Gebäudes fortsetzt. Über dem Esstisch mit bunt zusammengewürfelten alten Stühlen hängt eine historische Landkarte von den Nordpolstaaten. „Die Landkarte habe ich vom Flohmarkt. Gut gefallen hat mir, dass es darauf auch ein Franz-Josef-Land gibt“, erzählt er und schmunzelt.

Nicht geschafft hat es Franz-Josef Weilinghoff bisher aber, die Länder und Kontinente, die er bereist hat, entsprechend zu markieren. „Früher bin ich viel gereist, war fast in ganz Europa, in Asien und Afrika.“

Mit dem Amt aber ist das mit dem Reisen deutlich weniger geworden. Und auch seine Lebensgefährtin, die während der Woche in Münster lebt, ist beruflich enorm eingespannt, sodass die gemeinsame Mußezeit knapp ist. An der Wand gegenüber hängt ein glitzerndes Madonnenbild aus Peru, das sicherlich nicht jeden Geschmack trifft. Und auch an der lediglich verputzten Wand gibt es die ausgesparten Stellen mit dem freigelegten Klinker. „Wie ich wohne, wird sicher nicht allen gefallen, aber das ist eben wirklich eine Frage des Geschmacks.“ Auch seine verstorbene Mutter sei erst mal irritiert gewesen und habe den ihrer Meinung nach unfertigen Zustand moniert.

Ein Blick in die angrenzende Küche lässt vermuten, dass es sich nicht um eine reine Ausstellungsküche handelt. Die Küchenzeile hat er, wie eigentlich das gesamte Mobiliar aus der vorherigen Wohnung mitgenommen. „Ich schmeiße einfach nicht gerne etwas weg“, sagt er und sieht auch darin eine Erklärung für seine Vorliebe zu alten Sachen.

Zahlreiche Flaschen auf der Arbeitsfläche mit Olivenöl zum Beispiel, ein üppig bestücktes Gewürzregal und auch die vielfältigen Küchen-Gerätschaften an der Wand deuten an, dass der Bürgermeister wohl auch selbst am Herd steht. „Ja, ich kann etwas kochen und koche auch für mich alleine.“ Allerdings nicht regelmäßig, schränkt er ein.

In der Upkammer steht der geschmückte Weihnachtsbaum neben dem Sofa. „Hier lege ich mich gerne in der Mittagsstunde hin, ein Viertelstündchen reicht, das kann ich nur jedem empfehlen.“ Der Raum ist Rückzugs-, Fernseh- und Musikzimmer.

Sein Musikgeschmack habe sich im Laufe der Jahre verändert. Von Funk, Pop, Soul, Jazz und Rock sei er zunehmend auf den Geschmack von Klassik gekommen: „Vorzugsweise instrumental, ich habe zwar keine Ahnung, aber ich mag klassische Musik einfach.“ Weilinghoffs Lieblingsraum liegt fast schon außerhalb des Hauses: ein moderner Anbau, der Platz für einen schmalen Wintergarten bietet. Hier genießt er von seinem Platz in einem alten Korbsessel aus nicht nur den Blick auf die untergehende Sonne, sondern auch den auf den großen Garten, die Obstbäume und den angrenzenden Stiegenpark.

Im Wintergarten trifft er sich auch mit Nachbarn und Freunden bei einem Gläschen Wein zu einem Plausch. „Ich habe eine tolle Nachbarschaft“, schwärmt Franz-Josef Weilinghoff. Die Verbindung ist sogar so gut, dass man sich über die anstehenden Feiertage zu zehnt aufgemacht hat nach Ameland.

Der Garten ist im Grunde auch nur ein Spiegelbild des Hauses. Auf einer großen Wiese stehen uralte Obstbäume, die meisten davon Apfelbäume. Ein Großteil wird beim Apfelfest zu Saft verarbeitet und für den guten Zweck verkauft, einige Früchte verarbeitet der Bürgermeister aber auch zu Marmelade und hat sie Weihnachten verschenkt.

„Ich wohne superschön, mitten im Dorf und mitten im Grünen“, schwärmt er von der Ruhe in seiner Umgebung. Das ändere sich lediglich einige Tage im Jahr: „Nur wenn Schützenfest gefeiert wird, ist es schon mal lauter, da gilt der Grundsatz: entweder mitfeiern oder auf die Couch in die Upkammer umziehen. Denn Schlaf- und Gästezimmer liegen zur Straße hin.“