Architektur in Bielefeld: Eigentümer gewähren Blick hinter die Kulissen

2022-11-15 16:03:06 By : Mr. Wang Yongliang

„Architektur baut Zukunft“ ist das NRW-Motto am 18. und 19. Juni - Bielefeld mit sechs Objekten vertreten

Als Inspirationsquelle betrachten Interessierte die „Tage der Architektur“. Sie kommen aber auch, um zu sehen, was sich in ihrer Nachbarschaft Neues getan hat. Am 18. und 19. Juni werden unter dem Motto „Architektur baut Zukunft“ in 76 nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden 139 Projekte vorgestellt. Bielefeld ist mit sechs Gebäuden vertreten.

Dabei sind Bildungsbauten, ein Unternehmen, ein umgebauter „Zeitzeuge der Nachkriegsarchitektur“, ein Hotel, ein saniertes Wohn- und Geschäftshaus.

Letzteres, ein kleines Ensemble aus zwei aneinander gefügten Baukörpern, steht im Ortskern von Schildesche. Seine Bauhistorie lässt sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück verfolgen. Architekt Klaus Beck hat die Geschichte recherchiert. Über Jahrzehnte war es eine Schlachterei, ehe Eigentümerin Pauline Grünewald 1942 enteignet, deportiert und von den Nazis ermordet wurde. Nach dem Krieg wurde die Liegenschaft von Fritz Adam erworben als Wohnhaus und Fischgeschäft genutzt, von Sohn Helmut Adam bis 2004 weiter geführt. Anschließend (bis 2018) wurden dort Antiquitäten verkauft.

Klaus Beck erwarb das Gebäude und nutzt es nach Komplett-Sanierung und Umbau seit September 2021 als Architekturbüro. Für ihn sei die Entscheidung, die leerstehenden Häuser zu kaufen, im Wortsinn „naheliegend“ gewesen: „Vor dem Umzug lag mein Architekturbüro nämlich genau gegenüber.“

Die neue Grundfläche entspreche mit 200 Quadratmetern exakt der des alten Gebäudes. Genutzt werden beide Häuser; sie könnten aber – jeweils autark – auch unkompliziert getrennt werden. Die unregelmäßigen Fenster und die gewundenen Treppen aus Holz und Metall seien eigens gefertigt worden. Viel Licht ins Haus holen Dachfenster, aber auch Trennungen der Räume mit Glasflächen.

Beck sagt, ihm sei wichtig gewesen, das Bauwerk wieder zum Leben zu erwecken, zu „heilen“. Das Bauvorhaben habe in Schildesche viel „positive Aufmerksamkeit“ erregt. Er könne sich gut vorstellen, so Beck, dass das „innere Neugier weckt“, die an den Tagen der Architektur gestillt werden könnte. . .

Auf interessierte Besucher freuen sich auch Innenarchitektin Petra Blome und Dirk Detering, Inhaber des familiengeführten Comfort-Hotels an der Bahnhofstraße 32 (bis zur Umbenennung seit 1889 Hotel Stadt Bremen). Das Hotel, so Detering, sei Ende der 1950er Jahre abgerissen und neu gebaut worden. Die Pandemie-Schließungszeit habe er zur Renovierung des Frühstücksraumes und eines Teils der Zimmer (14 von 46) genutzt – bei, wie er sagt, „überschaubarem Budget“.

Innenarchitektin Petra Blome sei es gelungen, eine angenehme, moderne Atmosphäre“ zu schaffen. Verbindendes Element seien Bücherregale, bestückt mit Gegenständen von und über Bielefeld, so Petra Blome: „Die Regale sorgen für Ordnung, Struktur und eine klare Wegeführung.“ Mit integrierten Spiegeln werde zudem sowohl im Frühstücksraum wie in den Zimmern „Weite geschaffen“: „Die Räume wirken größer.“

Neu seien auch ein Weinregal, Teile der Beleuchtung und eine Frühstücksbar. Geblieben seien Tische und Stühle. Das Ergebnis, freut sich Detering, könne sich sehen lassen: „Unsere Stammgäste reagieren begeistert auf die Umgestaltung.“ Nach und nach sollen auch die übrigen Zimmer umgestaltet werden. Eine Innenarchitektin engagiert zu haben, könne er nur empfehlen: „Das ist eine Lehre, die ich aus Erfahrung gezogen habe.“

Für die Öffentlichkeit mit Führungen zugänglich sind zudem die Wellensiek-Grundschule, die Zweifachsporthalle an der Josefstraße, der Sennestadt-Pavillon und „Our Office“ der List-Gruppe in Brackwede.