So wohnt Köln: Blick vom Jacuzzi auf Herz Jesu und den Dom | Kölner Stadt-Anzeiger

2022-11-15 16:40:31 By : Ms. Hanny Li

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Ein Lieblingsplatz von Steffen Müller-Lücke (links) und Thomas Lücke ist die Bar.

Köln-Innenstadt – Straßenbahnen quietschen in den Kurven, Autos und Busse sausen über die Kreuzung, während Fußgänger von rechts nach links oder quer über die Straßen eilen. Hier, direkt am Barbarossaplatz, geht es mit dem Aufzug direkt in den sechsten Stock. Das geht auch von der Tiefgarage aus. Die Stahltür am Eingang weist Einschusslöcher auf - diese zeugen von vergangenen Tagen, in dem die Wohnung der Arbeitsplatz von Prostituierten war.

Bereits beim Betreten des hellen Wohnraums ist der Straßenlärm nahezu vollständig verschluckt. Steffen Müller-Lück

e und Thomas Lücke zeigen ihre Penthouse-Maisonette in absoluter City-Lage. Der Zugang zu dieser Etage ist privat und den beiden Bewohnern vorbehalten.

Am 1. Mai 2020 sind die beiden hier eingezogen, eine Woche später haben sie geheiratet. Es ist nicht nur eine 147 Quadratmeter große Wohnung im sechsten Stock, auf zwei Etagen, mit einer umlaufenden, 60 Quadratmeter großen Terrasse.

Es ist ein Haus im Haus, das auf einer gegossenen Bodenplatte steht. Der darunter liegende Stahlbeton ermöglicht ein offenes Wohnen, nahezu ohne Wände. Bodentiefe Fenster gehen auf die Terrasse hinaus. Die beiden sind abends die einzigen Bewohner, wenn alle anderen die rein gewerblich genutzten, unteren Etagen verlassen haben.

Blick aus dem sechten Stock auf den Barbarossaplatz

Liebe auf den ersten Blick war die Wohnung für das Ehepaar indes nicht. Zumindest nicht so ganz. Knapp fünf Jahre waren die beiden selbständigen Unternehmer, die unter anderem eine Marketingagentur direkt am Rudolfplatz führen, auf der Suche nach der richtigen Immobilie. Thomas (37 Jahre) ist Kommunikations- und Mediendesigner, Steffen (54) gelernter Banker. Ein paar Jahre haben die beiden in Hongkong gearbeitet und dort im 40. Stock gewohnt. Das prägt.

Der offene Wohnraum mit  Kamin

Klar war dem Paar immer, dass ihre Wohnung im Dachgeschoss sein müsse. Außerdem sollte die Immobilie über eine Terrasse und eine Garage verfügen. Ein Kamin war auch noch ein Ansinnen. Alle Wünsche sollten sich in dieser Wohnung vereinen lassen. Die Lage der Wohnung warf die größten Fragezeichen auf. Nippes oder Agnesviertel standen auf der Wunschliste, nicht eine der größten Kreuzungen der Stadt. „Wir hatten einfach nicht mit dem Barbarossaplatz gerechnet“, erklärt Steffen Lücke-Müller. Aber dann ging es doch sehr schnell. „Die Wohnung hatte das Potenzial“, erklären die zwei an ihrem Lieblingsplatz, an der Bar.

Zweimal hatten sie gezaudert, als sie eine Wohnung kaufen wollten, und dann war es zu spät für einen Zuschlag. Nach zwei Besichtigungen war die Entscheidung für den Barbarossaplatz gefällt. 5000 Euro pro Quadratmeter haben sie bezahlt. Der Umzug zu Beginn von Corona erwies sich als Glücksfall, weil viele Kölner aus Angst Auftragsarbeiten bei Handwerkern stornierten. Sie standen also schnell parat. Der Buche-Holzboden wurde abgezogen und die Wände gestriche. Eines der beiden Bäder haben die zwei nach ihren Vorstellungen neu gestaltet und eine zweite Badewanne gegen eine große Regendusche ausgetauscht.

Die Terrasse ist 60 Quadratmeter groß und verläuft um die ganze Wohnung herum. 

Das Urbane ist wieder begehrt. „Ich bemerke den Strukturwandel seit gut zehn Jahren“, erklärt Immobilien-Expertin Anja Senff aus Rodenkirchen. Junge Menschen bis Anfang 30 und ältere Semester ab 55 Jahren, zieht es neben Singles und kinderlosen Doppelverdienern, wieder in die Innenstadt. „Das war vor 15 Jahren noch nicht so, doch insbesondere ältere Menschen wollen wieder das urbane Leben genießen“, sagt Senff über Eigenheim-Besitzer, die vor 20 Jahren noch an ihrem Haus am Stadtrand festgehalten hätten. Ein Wandel, den Senff neben dem kulturellen Angebot, vor allem durch die bessere Infrastruktur und Geselligkeit in Kneipen und Restaurants begründet. 

Die ehemalige Gästetoilette hatte einer der Vorbesitzer zur Vorratskammer umgebaut mit eigenem Kühlgerät. „Früher stand hier auf einer Seite der Schampus, auf der anderen Seite lagerte Serrano-Schinken,“ sagt Müller-Lücke. Das Kühlgerät ist nicht aktiviert, die Vorratskammer wird aber immer noch genutzt. Vieles konnten die beiden übernehmen. Die Wohnung, Baujahr 1984, war Anfang der 1990er hochwertig renoviert worden.

Die Dachterrasse bietet Platz für einen Wintergarten und einen Jacuzzi mit Domblick.

Die Bulthaup-Einbauküche mit Theken-Sitzplatz hat das Paar so gelassen. Die Küche ist mit zehn Quadratmetern recht klein, wirkt aber größer, weil nicht nur hier, geschickt mit Fliesen im Parkett, die Raumtiefe optisch vergrößert wurde. Die Küche hat ein paar lustige Gimmicks, wie ein in die Arbeitsplatte eingelassenes Kräuterregal und eine kleine Bar, die erst per Knopfdruck erscheint. „Da hat damals jemand richtig Geld reingesteckt“, sagt Müller-Lücke. Nach und nach entdeckte das Paar, dass die Wohnung mit allerlei durchdachten Eigenarten ausgestattet ist. Das Haus hat sogar vom Bund Deutscher Architekten einen Preis für seine geniale Lückenbebauung gewonnen.

In der Küche findet sich ein versenkbares Gewürzregal.

Dazu gehört etwa eine Glaswand auf der umlaufenden Terrasse, die Wind und Schall vom Barbarossaplatz schluckt. Dort sitzen sie gerne und genießen „ihr Leben unter der Diskokugel“, das die beiden als ihr Motto auserkoren haben. „Immer wenn wir gute Stimmung brauchen, geht die Kugel an“, erklärt Lücke, der gebürtig aus Rheine kommt. Der Holzboden und die Pflanzkübel, die in das Geländer integriert sind, schaffen eine Einfriedung und unterstreichen das mediterran-urbane Ambiente, genauso wie das Zinndach, das einem das Gefühl vermittelt, über den Dächern von Paris zu stehen.

Auf der umlaufenden Terrasse, die atemberaubende Ausblicke bietet, steht ein viel genutztes Jacuzzi - mit Blick auf den Dom, auch ein Wintergarten hat Platz, in dem im Herbst und Winter auch zahlreichen Pflanzen Platz finden. Die Terrasse ist schließlich groß genug. „Dann sitzen wir hier im Dschungel“, sagen die beiden.

Zwei Hochzeitsgeschenke haben die beiden eingebracht. Thomas Lücke einen neuen Wohnzimmertisch, Steffen Müller-Lücke einen Kamin, der im Winter den gesamten Raum heizt. Die Kunst an den Wänden stammt aus ihrer Zeit in Asien. Neben der Bar ist die große Couch der Lieblingsplatz der beiden zum Chillen. Oft und gerne kochen und feiern sie mit Freunden und dann landen alle irgendwann immer an der Bar.

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Die Treppe hoch geht es in den privaten Bereich mit Gästezimmer, Schlafzimmer und Ankleide. Vom Schlafzimmerfenster aus hat man einen perfekten Blick auf den Dom. Und mit der Lage haben sich die beiden mittlerweile angefreundet. Sämtliche Geschäfte des täglichen Bedarfs liegen ebenso wie Kneipen und Restaurants auf der „Zülpicher“, „Kyffhäuser“, dem Belgischen Viertel und der Südstadt in Lauflage.

Das Zink-Dach bringt Pariser Flair.

„Wenn wir essen gehen, überlegen wir nicht, in welchem Viertel, sondern eher, welche kulinarische Richtung es sein darf“, berichten sie von dem Vorteil, den ihre City-Lage am Barbarossaplatz alltäglich bietet. 

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